Bodendenkmalpflege stößt auf archäologische Funde
Projektplanung von Beginn an unter Einbeziehung der Bodendenkmalpflege
Die Evangelische Gemeinde Köln hat im Februar 2017 mit den Abbruch- und Tiefbauarbeiten für das AntoniterQuartier begonnen. Bereits in der Planungsphase des Bauprojektes AntoniterQuartier (2013 bis 2016) haben die Bauherrin, die Evangelische Gemeinde Köln, und die Kölner Bodendenkmalpflege eng zusammengearbeitet. Die Vorgehensweise bei den Tiefbauarbeiten wurde vorab abgestimmt, da aufgrund der historischen Topographie Funde und Befunde aus der Römerzeit, dem Mittelalter sowie dem 19. Jahrhundert zu erwarten waren. Schon im Jahr 2014 wurden archäologische Schürfen getätigt und anschließend eine aus den Befunderwartungen resultierende, circa 250 Quadratmeter große archäologische Schutzzone definiert. Diese wurde im Architekturwettbewerb (2015) berücksichtigt. Sie durfte nicht tiefgründig überplant werden und bleibt somit erhalten.
Gemeinsam wurde ein Zeitplan für die parallel stattfindenden Tiefbauarbeiten und die Archäologie entwickelt. Im Baugrubenbereich sind verschiedene archäologische Zonen definiert, die mit Unterstützung des Tiefbauunternehmens und der Arbeitsgemeinschaft Abbruch und Baugrube durch das Grabungsteam sukzessive freigelegt und analysiert werden. Die Grabungsfläche beträgt rund 1700 Quadratmeter. Die vertraglich vereinbarte Grabungszeit wurde auf insgesamt 28 Wochen festgelegt und wird noch bis etwa Ende November andauern.
Archäologische Funde aus 2000 Jahren Kölner Stadtgeschichte
Das Grundstück des AntoniterQuartiers liegt archäologisch-topographisch im Herzen der römischen und mittelalterlichen Altstadt. Bei den bisherigen archäologischen Ausgrabungen wurden Funde und Befunde aus römischer Zeit, Mittelalter und Neuzeit, bis hin zur jüngsten Flächennutzung vor den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges freigelegt.
Aus römischer Zeit wurde ein circa 20 x 9 Meter großer Bau mit zwei mächtigen Mauern freigelegt. Auf Grund der Lage in der Südwestecke des Forumsbezirkes kann es sich um ein Gebäude der öffentlichen Hand handeln. Das Gebäude ist in das 1. Jahrhundert n. Chr. zu datieren. Seine Funktion ist bisher nicht zu bestimmen. Außerdem wurden Fundamentreste römischer Wohnbauten nahe der Nord-Süd-Fahrt freigelegt, die nach Aussage der Funde bis in die Spätantike genutzt wurden. Die römischen Befunde tragen dazu bei, einen bislang topografisch nicht erforschten Bereich der römischen Kolonie (CCAA) in seiner städtebaulichen Struktur besser nachzeichnen zu können. Die Archäologen bezeichnen ihre tägliche Arbeit im Grabungsfeld als Mosaikarbeit. Mal werden kleine Mosaiksteinchen, mal große Mosaiksteine gefunden. Zusammen tragen sie dazu bei, den Grundriss der römischen Stadt Schritt für Schritt zu rekonstruieren.
Aus dem Mittelalter wurden Funde der Kirche des im 13. Jahrhundert gegründeten Bettelordens der Sackbrüder freigelegt. Große Teile dieser Kirchenanlage wurden Ende des 13. Jahrhunderts von den Antonitern übernommen. Sie liegen in der archäologischen Schutzzone.
Der Prozess der wissenschaftlichen Auswertung und Einordnung der Funde dauert noch an.
Die laufenden archäologischen Untersuchungen sind fester Bestandteil der Projekt- und Zeitplanung und vertraglich vor Baubeginn fixiert. Da es von Beginn an fortlaufend eine enge Abstimmung zwischen der Bauherrin und dem Fachamt für Bodendenkmalpflege unter Einbeziehung der Oberen Denkmalbehörde gibt, konnten archäologischer Befund und Bauplanung frühzeitig zusammengeführt werden. In Abstimmungsgesprächen der Beteiligten wurden bereits zahlreiche Planungsänderungen vorgenommen, um die Eingriffe in die archäologischen Befunde wesentlich zu verringern. Dazu gehören eine Anhebung des Bodenniveaus und das Versetzen von statisch relevanten Gebäudebereichen.
Diese Maßnahmen erhöhen die bauseiteigen Kosten für Planung und Ausführung um einen höheren sechsstelligen Betrag (Mehrkosten). Die Planungsänderungen des Neubaus ermöglichen es, dass große Teile des historischen Grundrisses unterirdisch erhalten bleiben können. Einige Elemente können im Untergeschoss sichtbar erhalten werden und wären fakultativ für die Öffentlichkeit erfahrbar. Diese Schritte sind noch mit der Oberen Denkmalbehörde abzustimmen.
Die Bauzeit des AntoniterQuartiers ist unter Einbeziehung der Grabungsarbeiten bis Mitte Juni 2019 geplant. Für das Projekt sind Kosten von rund 25 Millionen Euro kalkuliert.