Fundstück: Fisch-Gemme

Ein bemerkenswertes Schmuckstück

Die Abbruch- und Tiefbauarbeiten für das neue Quartier haben im Februar 2017 begonnen. Schon in der Planungsphase des Bauprojektes, von 2013 bis 2016, arbeiteten die Evangelische Gemeinde Köln und die Kölner Bodendenkmalpflege eng zusammen. Von Beginn an ist die Bodendenkmalpflege wegen der zu erwartenden archäologischen Funde im geschichtsträchtigen Boden in alle Arbeitsschritte der Projektplanung eingebunden. Die Vorgehensweise bei den Tiefbauarbeiten wird eng miteinander abgestimmt. Ausgehend von der historischen Topographie war mit Funden und Befunden aus der Römerzeit, dem Mittelalter und dem 19. Jahrhundert zu rechnen. 2014 wurden archäologische Schürfen getätigt und archäologische Schutzzonen definiert.

Die Tiefbauarbeiten und die archäologischen Grabungen finden parallel statt, der Zeitplan dafür wurde gemeinsam entwickelt und im Baugrubenbereich verschiedene archäologische Zonen definiert. Mit Unterstützung des Tiefbauunternehmens und der Arbeitsgemeinschaft Abbruch und Baugrube werden diese durch das Grabungsteam derzeit sukzessive freigelegt und analysiert. Die Grabungsfläche beträgt rund 1700 m². Von insgesamt 28 Wochen der vereinbarten Grabungszeit verbleiben nunmehr noch zwölf Wochen. Die Grabungen dauern planmäßig bis Mitte November.

Bei den bisherigen archäologischen Ausgrabungen wurden Funde und Befunde freigelegt, welche die Erwartungen bestätigten. Neben baulichen Zeugnissen aus 2000 Jahren Stadtgeschichte macht das Grabungsteam bemerkenswerte Klein- und Einzelfunde. Einer der sowohl kleinsten als auch schönsten Funde, „ein wahres Schmuckstück“, wurde am 31. Mai 2017 entdeckt: ein blau-schwarzer Achat, der mit großer Wahrscheinlichkeit einmal einen repräsentativen römischen Goldring zierte. Der Schmuckstein, der kaum die Größe eines Fingernagels besitzt, wurde mit hoher Kunstfertigkeit und Präzision bearbeitet. Wie bei einer Gemme nutzte der Künstler beim Schliff die natürliche Beschaffenheit dieses Achats, einem „Lagenstein“ aus mehreren verschiedenfarbigen Schichten.

Fischgemme Foto: RGM


Weniger bekannt als die „Kamee“ (bei der die obere, durch Gravur herausgearbeitete Schicht sich plastisch den andersfarbigen Untergrund kontrastiert) und als das „Intaglio“ (bei dem eine bildliche Darstellung als tieferliegendes Negativ in den Edelstein eingraviert wird) kam hier eine Technik zur Anwendung, die als „Niccolo“ bezeichnet wird. Bei dieser Form der Gravur wird die vom Untergrund farblich abgesetzte Oberschicht so dünn geschliffen, dass die darunter liegenden Lagen durch die transparente Oberfläche hindurch scheinen. Dabei wurde in die obere Schicht in einer filigranen, äußerst kunstfertigen Miniaturarbeit das Motiv eines Fischs eingraviert, der sich in einem tief dunklen Blau von der sonst milchig weißen Oberfläche absetzt.

Um was für eine Art Fisch es sich hierbei handelt, und ob dieser neben der dekorativen auch eine symbolische oder mythologische Bedeutung hat, steht noch nicht fest. Die Kunsthistoriker und Schmuckexperten der Denkmalpflege und des Römisch-Germanischen Museums haben da sicher noch ein Stück Forschungsarbeit vor sich. Doch ohne Zweifel handelt es sich hier um ein exquisites, sehr bemerkenswertes Exemplar. Gekennzeichnet als Fund Nummer 19831 im Besitz des Museums harrt der historische Schmuckstein nun mit weiteren Funden der wissenschaftlichen Einordnung und Dokumentation. Währenddessen wird der Bau des „AntoniterQuartiers“, der unter Einbeziehung der Grabungsarbeiten bis Mitte Juni 2019 dauern soll, planmäßig fortgesetzt. Für das Projekt sind Kosten von rund 25 Millionen Euro kalkuliert.